verfasst von Michela Tonon, Politische Analystin (Global Markets)
Die Welt, die über mehrere Jahrzehnte hinweg durch Globalisierung und Geoeconomics und infolgedessen Interdependenzen der Systeme geprägt wurde, hat sich rasch in eine Sphäre verwandelt, die stärker als zuvor von geopolitischen Risiken beeinflusst wird. Die Abfolge disruptiver Einzelereignisse, wie die COVID-19-Pandemie, der Konflikt zwischen Russland und der Ukraine und der Konflikt im Nahen Osten, wird sich voraussichtlich in den kommenden Jahren fortsetzen. Zusätzlich sind weitere bevorstehende Faktoren wie die Bedrohung durch neue Kriege, extreme Wetterereignisse, eine drohende globale Rezessionsgefahr und innenpolitische Komplexitäten voraussichtlich maßgeblich für das globale Gefüge im Jahr 2024.
Die sich abzeichnenden Entwicklungen führen zu einer bedeutenden Umstrukturierung globaler Strukturen und einer Neugestaltung internationaler Beziehungen. Auch Unternehmen und Wirtschaftsverbände sind hierdurch mehr denn je gefordert vorausschauend eine Bewertung der Risiken aufzustellen, um bestmögliche Resilienz zu erzielen.
Im Folgenden werden daher fünf Herausforderungen globaler Lieferketten aufgeführt, die potenzielle Auswirkungen auf Ihr Unternehmen oder Organisation haben könnten. Wir zeigen Ihnen außerdem Möglichkeiten auf wie Sie die Risiken mit Agnoscis Analytics – dem Aufbau eines Frühwarnsystems basierend auf künstlicher Intelligenz – identifizieren und bewerten können.
1. Geopolitische Instabilität
Der Ukraine-Krieg ist einer der Hauptfaktoren für die Energie- und Lebensmittelpreisinflation, mit der viele Länder nach wie vor konfrontiert sein werden. Die Ereignisse haben die Lieferketten erheblich gestört und zu einer globalen Lebensmittelkrise geführt. Zudem beeinträchtigt der Mangel an Düngemitteln die landwirtschaftliche Produktion in verschiedenen Nationen. Obwohl einige Getreidelieferungen aus der Ukraine die von Hungersnot betroffenen Länder wie den Jemen entlastet haben, reicht dies allein nicht aus, um die breitere globale Nahrungsmittelversorgungskrise zu lösen.
Zusätzlich steigen geopolitische Spannungen und haben erhebliche Auswirkungen auf die Weltwirtschaft. Handelsstörungen zwischen den USA und China könnten zu weitreichenden Effekten auf internationale Zusammenarbeit und Handelsströme führen, wobei bereits einige Volkswirtschaften rückläufige Exporte verzeichnen. Eine weitere Eskalation der Spannungen könnte kritische Lieferketten stören.
Der derzeit andauernde Konflikt im Gazastreifen hat zu einer Eskalation des israelisch-palästinensischen Konflikts und zu verschärften Auseinandersetzungen zwischen dem Iran und den Vereinigten Staaten geführt. Diese Entwicklungen werden erhebliche Auswirkungen auf die Region haben. Der Ausgang des Gaza-Konflikts wird eine entscheidende Rolle dabei spielen, welche Position die Staaten der arabischen Halbinsel sowie Ägypten, die Türkei und der Iran im Nahen Osten einnehmen werden. Es bleibt abzuwarten, ob Handelsbeziehungen mit dieser Region künftig eine Perspektive darstellen oder erschwerte Bedingungen vorherrschen werden.
Cyberangriffe nehmen zu und werden als Mittel der Staatsführung genutzt, was zu wachsenden menschlichen und finanziellen Auswirkungen führt. Regierungen und Organisationen sind daher wachsam gegenüber Anzeichen internationaler Spannungen.
2. Energiekrise
Die aktuelle Energieversorgungssituation stellt eine bedeutende Herausforderung für die Industrie und private Haushalte dar. Die steigenden Energie- und insbesondere Gaspreise, die größtenteils auf den Ukraine-Krieg zurückzuführen sind und die resultierende verringerte Versorgung Zentraleuropas aus Russland, haben Unternehmen dazu gezwungen, alternative Energiequellen verstärkt zu erforschen sowie ganze Produktionssysteme umzustellen. Die aktuelle Situation birgt das Risiko eines nachhaltigen Wirtschaftsumbruchs, die sich auch auf die globalen Produktionslieferketten auswirken würde.
Die Auswirkungen der disruptiven Ereignisse der vergangenen Jahre auf Unternehmen und Organisationen können vielfältig sein. In Pakistan wurde gar die Arbeitswoche branchenübergreifend verkürzt, um den Energiebedarf zu reduzieren. Die Vereinigten Staaten verzeichnen eine nachhaltige Senkung der Umsatzprognosen für Einzelhändler und viele Automobilhersteller in den westlichen Industriestaaten sind weiterhin besorgt über ihre Produktionsniveaus. Es besteht eine zunehmende Sorge, dass die Engpässe in der Energieversorgung die Wirtschaftstätigkeit in vielen Ländern beeinträchtigen und zu einer Verlangsamung des internationalen Handels führen könnten. Effiziente und nachhaltige Lösungen sind dringend erforderlich, um diese energiebedingten Herausforderungen zu bewältigen und die Stabilität der globalen Wirtschaft zu gewährleisten.